Clara Ragaz (1874-1957)

"In einem Staatswesen, das die eine Hälfte der Bevölkerung zu lebenslänglicher Unmündigkeit verurteilt, herrscht noch nicht der Geist der Gerechtigkeit und Brüderlichkeit, der die Grundlage eines wahren Friedens bietet."

© Sozialarchiv, Zürich

Der Kampf für Frieden und soziale Gerechtigkeit prägte das ganze Leben von Clara Ragaz und ihrem Mann, dem Pfarrer und Theologieprofessor Leonhard Ragaz. Aus Solidarität mit der Arbeiterbewegung gab das Paar seine sichere Existenz auf, um mitten im Zürcher Arbeiterquartier ein Haus zu kaufen, das allen "geistig und materiell Heimatlosen" offen stehen sollte. Dort liefen jahrelang die Fäden der internationalen Friedensbewegung zusammen und wurden während des 2. Weltkrieges Flüchtlinge aus Deutschland beherbergt. 

Clara Ragaz präsidierte jahrzehntelang die Schweizer Sektion des internationalen Frauenkomitees für dauernden Frieden. Für die überzeugte Pazifistin und gläubige Christin war Friede aber nur auf der Grundlage von Gleichstellung von Frau und Mann möglich. So engagierte sie sich für das Frauenstimm- und -wahlrecht, bessere Bildungs- und Berufschancen für Mädchen, Lohngleichheit und gegen Frauenhandel und Prostitution.

Clara Ragaz' Forderung aus dem Jahr 1923 nach einem Zivildienst als Ersatzoption für den bewaffneten Militärdienst wurde rund 70 Jahre später, also 1992, nach einer Volksabstimmung verwirklicht. 

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