Das Sexualstrafrecht wird aktuell revidiert, eine gesellschaftliche Debatte zu sexualisierter Gewalt ist im Gang. An der diesjährigen nationalen Konferenz wird über Hintergründe und Formen sexualisierter Gewalt informiert. Es werden Massnahmen, Entwicklungen und Interventionsformen vorgestellt und der aktuelle Handlungsbedarf diskutiert.
Es werden Erfahrungen und Auswertungen aus Schweden präsentiert, die mit dem auf Einvernehmlichkeit basierenden Sexualstrafrecht gemacht wurden, und Beispiele innovativer Präventionsansätze vorgestellt. In verschiedenen Parallelveranstaltungen werden praxisrelevante Themen vertieft behandelt, so beispielsweise die besonderen Anforderungen an die Beratung von Betroffenen sexualisierter Gewalt. Auch wird erläutert, was die bestehenden Beratungsangebote und Lernprogramme gegen sexualisierte Gewalt bewirken können oder welche Herausforderungen digitale Formen sexualisierter Gewalt mit sich bringen. Der aktuelle Handlungsbedarf in Politik und Praxiswird im Rahmen eines Schlussforums diskutiert.
Die Konferenz richtet sich an Fachpersonen aus Justiz, Polizei, Fachstellen, Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft, die im Bereich der Prävention und Bekämpfung von sexualisierter Gewalt tätig sind.
Informationen
Die Veranstaltung findet am Dienstag, 14. November 2023, im Kursaal in Bern statt.
Die Konferenz wird als hybride Veranstaltung durchgeführt, auch bei einer online-Zuschaltung ist eine interaktive Teilnahme möglich.
Konferenzsprachen sind Deutsch und Französisch mit Simultanübersetzung.
Programm
Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider, Vorsteherin Eidgenössisches Justiz- und Polizeidepartement EJPD
Sylvie Durrer, Direktorin Eidgenössisches Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann EBG
Agota Lavoyer, Expertin für sexualisierte Gewalt und Opferberatung
Michael Schöll, Direktor Bundesamt für Justiz BJ
Stina Holmberg, Dozentin und Evaluatorin am Swedish National Council for Crime Prevention
Tony Fracasso, Leiter Unité romande de médecine forensique URMF des Centre universitaire romand de médecinelégale CURML Lausanne-Genf
- Fabian Ilg, Geschäftsführer Schweizerische Kriminalprävention SKP
- Valérie Vuille, Direktorin Association DécadréE: Sensibilisierung der Medien für die Berichterstattung über sexualisierte Gewalt
- Andi Geu, Co-Geschäftsleiter NCBI Schweiz, und Amea Löffler, Projektleiterin: Ja, nein, vielleicht. Ein partizipatives Jugendprojekt zu den Themen Geschlechterrollen und einvernehmliche Zustimmung
- Letizia Carigiet, Co-Leiterin Helvetiarockt: Gemeinsam gegen sexualisierte Gewalt in Clubs und an Festivals
- Yvonne Kneubühler, Geschäftsführerin Limita, und Miriam Staudenmaier, Fachmitarbeiterin Limita: Interaktive Präventionsausstellung INA «Mein Körper gehört mir!» für Jugendliche und Erwachsene mit kognitiven Beeinträchtigungen
- 1a Beratung und Begleitung von Opfern sexualisierter Gewalt für Opferhilfe-Fachpersonen (d)
- 1b Conseil et accompagnement dispensés aux victimes de violence sexualisée pour les professionnel∙le∙s des centres LAVI (f)
- 2 Polizeiliche Opferbegleitung und opfergerechte Einvernahme nachsexualisierter Gewalt (d/f)
- 3 Sexualisierte Gewalt und Männlichkeitsvorstellungen: Lernprogramme gegen (sexualisierte) Gewalt und Beratungsangebote (d/f)
- 4 Diskussionsforum neues Sexualstrafrecht (d/f)
- 5 Sexualisierte (digitale) Gewalt an Kindern und Jugendlichen: Vorgehen und Herausforderungen bei Ermittlung, Opferschutz und Prävention (d/f)
- 6 Von Sexismus bis Rachepornografie: Digitale Formen sexualisierter Gewalt und Herausforderungen (d/f)
- Doris Binda, Mitarbeiterin Beratungsstelle Frauen-Nottelefon Winterthur, Mitglied Nationales Fachgremium sexualisierte Gewalt
- Alessandra Cambi Favre-Bulle, Richterin an der Berufungs- und Revisionskammer für Strafsachen des Obergerichts (Genf), Vorstandsmitglied Schweizerische Vereinigung der Richterinnen und Richter SVR-ASM
- Angela Fleury, Co-Präsidentin Schweizerische Konferenz gegen Häusliche Gewalt SKHG
- Linda Sutter, Staatsanwältin für Sexualdelikte am Kantonalen Untersuchungsamt St. Gallen, Vertreterin Schweizerische Staatsanwälte-Konferenz SSK
- Gaby Szöllösy, Generalsekretärin Konferenz der kantonalen Sozialdirektorinnen und Sozialdirektoren SODK
Marianne Maret, Ständerätin des Kantons Wallis
Sylvie Durrer, Direktorin Eidgenössisches Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann EBG
Beschreibung der Parallelveranstaltungen
- Céline Salzmann, Opferhilfeberaterin, Opferhilfeberatung Oberwallis, Mitglied Nationales Fachgremium sexualisierte Gewalt
Nach einem kurzen thematischen Einstieg mit einigen Zahlen und Fakten werden Fragen im Zusammenhang mit dem neuen Sexualstrafrecht diskutiert und ein Erfahrungsaustausch unter Opferhilfe-Fachpersonen geführt. Im Vordergrund stehen dabei Fragen zur Begleitung von Opfern sexualisierter Gewalt in Strafverfahren sowie zur Bedeutung des neuen Sexualstrafrechts für die Opferhilfe-Beratung.
- N.N., Centre de consultation pour l’aide aux victimes
Après une brève introduction thématique présentant quelques chiffres et faits, les questions liées au nouveau droit pénal en matière sexuelle seront discutées. En outre, les personnes travaillant dans les centres LAVI partageront leurs expériences. L'accent sera mis sur les questions relatives à l'accompagnement des victimes de violence sexualisée dans les procédures pénales et à l'importance du nouveau droit pénal en matière sexuelle pour les centres d'aide aux victimes.
- Agota Lavoyer, Expertin für sexualisierte Gewalt und Opferberatung
- Kathrin Wandeler, Fachverantwortliche Opferermittlungen, Polizei Kanton Solothurn
Aus Sicht der Opferhilfe und der Polizei werden Aspekte erläutert, die bei einer Einvernahme von Opfern sexualisierter Gewalt besonders zu berücksichtigen sind, damit es nicht zu einer sekundären Viktimisierung kommt. Damit zusammenhänge Herausforderungen sowie mögliche Auswirkungen des neuen Sexualstrafrechts auf Einvernahmen werden in die Diskussion einfliessen.
- Barbara Beaussacq und Christoph Gosteli, Vorstandsmitglieder Fachverband Gewaltberatung Schweiz FVGS
Der Zusammenhang von sexualisierter Gewalt und Männlichkeitsvorstellungen wird aufgezeigt und dargelegt, wie das Thema im Rahmen von Gewaltpräventionsprogrammen und Beratungsangeboten angegangen werden könnte (hinsichtlich des neuen Art. 94 Abs. 2 nStGB, der es bei Straftaten gegen die sexuelle Integrität ermöglichen wird, verurteilte Personen zum Besuch eines Lernprogramms zu verpflichten).
- Stina Holmberg, Dozentin und Evaluatorin am Swedish National Council for Crime Prevention
Das Diskussionsforum bietet Raum für einen vertieften Austausch zu den Erfahrungen mit dem Paradigmenwechsels im schwedischen Sexualstrafrecht und dessen Auswirkungen auf Strafverfolgung und Strafjustiz.
- Serdar Günal Rütsche, Leiter Netzwerk digitale Ermittlungsunterstützung Internetkriminalität NEDIK, Chef Cybercrime Kantonspolizei Zürich
- Regula Schwager, Eidgenössisch anerkannte Psychotherapeutin, Co-Leiterin Beratungsstelle CASTAGNA für sexuell ausgebeutete Kinder, Jugendliche und erwachsene Frauen
Formen und Folgen sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen werden dargelegt, einschliesslich digitaler Formen wie Sexting, Grooming, Live-Streaming, Sextorsion, verbotene Pornografie etc. Die damit zusammenhängenden Herausforderungen bei Ermittlung, Opferschutz und Prävention werden aufgezeigt und diskutiert, insbesondere was beim Schutz und der Begleitung von betroffenen Kindern und Jugendlichen besonders zu berücksichtigen ist.
- Amandine Da Silva, Doktorandin in Kriminologie, Universität Lausanne
- Sophie Achermann, Geschäftsführerin und Co-Gründerin Public Discourse Foundation
In einer Übersicht zu den digitalen Formen sexualisierter Gewalt werden deren strafrechtliche Handhabung aufgezeigt sowie auf allfällige Lücken eingegangen. Es wird ein Einblick in das Ausmass niederschwelliger und alltäglicher (sexualisierter)
Gewalt im Netz gegeben und aufgezeigt, wie ein öffentlicher Meinungsaustausch ohne Sexismus und Hass erreicht werden könnte.